Zentrale Grundannahmen der Eugnathie und Dysgnathie
Die Eugnathie beschreibt die anatomisch normale, für die Kaufunktion optimale Lagebeziehung der Mandibula zur Maxilla und zum Cranium. Dabei stehen die Kieferbögen und die Zahnreihen in neutraler Stellung, weshalb man die Eugnathie in der zahnmedizinischen Praxis als "Neutralbiss" oder "Regelbiss" bezeichnet. Bei vollständigem Zahnstatus okkludieren die mesiobukkalen Höcker der Zähne 16 und 26 mit den bukkalen Fissuren der Zähne 36 und 46. Die Spitzen der Zähne 13 und 23 schließen mit den Interdentalräumen von 33/34 und 43/44.
Zu den relevanten Merkmalen der Eugnathie gehören neben diesen Eigenschaften der Zahnzahl und der Form auch deren Lagebeziehungen zueinander. So steht in der Lateralansicht die Basis der Maxilla etwas vor der Basis der Mandibula. Dies führt dazu, dass sich beim Kauakt die bei Eugnathie vertikal einwirkenden Kräfte gleichmäßig auf die Zähne und die Kiefer verteilen. Diese Neutralbissmarken sind Parameter in der zahnmedizinischen und kieferchirurgischen Diagnostik. Jede Abweichung von diesen Parametern wird als Dysgnathie bezeichnet. Diese Abweichungen sind fließend und betreffen einen oder beide Kiefer, können symmetrisch oder asymmetrisch sein und entweder dental oder skelettal bedingt sein. Zudem sind Mischformen all dieser Abweichungen in jeder Kombination möglich [29]. Die Dysgnathie umfasst dabei alle Fehlentwicklungen der Zähne, der Kiefer und/oder des Kausystems gemeinsam. Als Folge solcher Anomalien können ästhetische wie auch funktionelle Beeinträchtigungen entstehen.